Evaluierung der ISBM2010

Kurzbericht

1.  Executive Summery
2.  Evaluierungsergebnisse zur MediatorInnen-Befragung
3.  Evaluierung des Veranstaltungsprogramms
4.  Evaluierung zum Thema "Crossing Borders"
5. Vernetzung zwischen den MediatorInnen
6.  Gesamtbewertung
 
1.  Executive Summery
Die 4th International Summer School on Business Mediation (ISBM 2010), die von 19. bis 23. Juli 2010 in Admont in der Steiermark abgehalten wurde, knüpfte an die Erfolge der drei Vorgängerveranstaltungen 2004, 2006 und 2008 an. Die ISBM 2010 stand unter dem Generalthema Crossing Borders, das den Zugang zu „Grenzen“ aus unterschiedlichen Disziplinen, Schulen und Denkrichtungen abbildete.
Kulturelle Dimensionen der Wirtschaftsmediation in Organisationen wurden in den thema-tischen Spannungsbogen ebenso integriert wie nationale und regionale Kulturen. Daneben standen der persönliche Umgang mit Grenzen und Grenzen in Beziehungen im Fokus.
 
Der vorliegende Bericht basiert auf den Rückmeldungen der teilnehmenden MediatorInnen, die nach der Veranstaltung mittels Fragebogen zu ihren Erfahrungen, Bewertungen und Empfehlungen befragt wurden. Folgende zentrale Ergebnisse lassen sich aus dieser Befragung gewinnen:
 
Die 4th International Summer School on Business Mediation erhielt eine äußerst positive Gesamtbewertung. Beinahe 80% der RespondentInnen vergaben ein „Ausgezeichnet“, 20% ein „Sehr Gut“ als Bewertung der gesamten Veranstaltung. Damit konnte das hohe Qualitätsniveau der drei Vorgängerveranstaltungen noch gesteigert werden.
 
Die TeilnehmerInnenzahl betrug 80, 47% der TeilnehmerInnen waren erstmals dabei, was die Öffentlichkeitsarbeit und Ansprache von InteressentInnen als gelungen bestätigt. 25% hatten bereits ein Mal davor teilgenommen. Je 14% waren bereits ein drittes bzw. ein viertes Mal dabei.
 
Bei den positiven Rückmeldungen zum Programm wird die Gesamt-Konzeption besonders gut bewertet. Die Vortragenden, allen voran Gerald Hüther und Godehard Stadtmüller, aber auch viele andere haben die TeilnehmerInnen überzeugt. Neben der Reichhaltigkeit des Programms wurde das Interaktive in den Settings der Veranstaltung als etwas Besonderes erlebt.
 
Der Generalthema Crossing Borders löste große Resonanz bei den TeilnehmerInnen aus. Diese reicht von einer besseren Wahrnehmung vorhandener Grenzen in der Mediation, die Reflexion eigener Grenzen und der Grenzen der Anderen, bis hin zur Umsetzung von „Grenzüberschreitungen“ indem für die eigene professionelle Tätigkeit Anregungen mitgenommen werden.
 
Der Beitrag des Generalthemas zur Überwindung von Vorurteilen, und dazu, Unterschiede anzuerkennen, die Situation in anderen Ländern wahrzunehmen und kulturelle Wurzeln besser zu verstehen waren ebenfalls zentrale Rückmeldungen der TeilnehmerInnen.
 
Die Vernetzungsmöglichkeiten unter den TeilnehmerInnen werden überwiegend zufriedenstellend beurteilt. Der hohe Stellenwert des Dialogs und Netzwerkens wird von den TeilnehmerInnen sehr wertgeschätzt. Dabei wird das Rahmenprogramm als wichtiges Element der ISBM gelobt und dessen Stellenwert für das Miteinander-in-Kontakt-Kommen hervorgehoben. Gleichzeitig wünscht man sich noch mehr Zeit für den Austausch untereinander.
 
Bei den Themen-Halbtagen „International Mediation Meets International Construction“ und „International Mediation Meets International Banking“ zeigt sich eine Polarisierung zwischen jenen TeilnehmerInnen, die kein oder nur wenig Branchenwissen und daher weniger Interesse für die Themenstellung und jenen TeilnehmerInnen, die viel oder auch sehr viel Branchenwissen und sehr viel Interesse für die Schwerpunktthemen mitbrachten. Die branchenübergreifenden Bezüge der Schwerpunkte zur Wirtschaftsmediation werden jedoch von allen TeilnehmerInnen anerkannt.
 
Die organisatorische Abwicklung der Veranstaltung erhielt auch 2010 wieder eine sehr gute Bewertung und wurde in Hinblick auf Information und organisatorische Betreuung im Vorfeld, auf die Anmeldung zu Beginn, die Aufteilung in Workshops, die Abwicklung der Pausen als höchst professionell eingestuft. Die Menge der Unterlagen wird von den meisten als gerade richtig beurteilt und die Vollständigkeit und Qualität der Unterlagen generell sehr gut beurteilt. Die ÜbersetzerInnen erhielten ebenfalls ein sehr gutes Zeugnis ausgestellt.
 
Der Veranstaltungsort Admont, die Räumlichkeiten und Infrastruktur des Schulgebäudes wurden von den TeilnehmerInnen sehr positiv bewertet. Das Zelt wird ebenfalls von vielen begrüßt, Einwände gibt es lediglich in Bezug auf seine Eignung bei regnerischer oder sehr heißer Witterung.
 
2.  Evaluierungsergebnisse zur MediatorInnen-Befragung
 
2.1.    Der Ablauf der MediatorInnen-Befragung
 
Die Erhebung mit einem standardisierten Evaluierungs-Fragebogen richtete sich an alle Me-diatorInnen, die die Gesamtveranstaltung besucht haben. Jene 60 TeilnehmerInnen die aus-schließlich die Halbtage „International Mediation meets International Construction“ und „International Mediation meets International Banking“ besuchten, waren von der Evaluierung ausgenommen. Der Fragebogen wurde ca. drei Wochen nach Abschluss der Veranstaltung versandt. Dies wurde so gewählt, dass eine zeitliche Nähe zu der Veranstaltung bestand, um den Fragebogen ausfüllen zu können, gleichzeitig eine gewisse Distanz zur Veranstaltung für die Reflexion der Eindrücke. Die Eindrücke sind so weniger von der Dynamik des unmittelbar Erlebten getragen, die Bewertungen können dadurch differenzierter ausfallen.
 
2.2. Beschreibung Teilnehmerkreis und Rücklauf
 
2.2.1. Strukturdaten der teilnehmenden MediatorInnen
 
Die 4th International Summer School on Business Mediation (ISBM 2010) verstand sich wie die Vorgängerveranstaltungen als internationale Begegnungswoche für ausgebil-dete MediatorInnen. TeilnehmerInnen konnten wieder aus den verschiedensten Ländern gewonnen werden – aus Deutschland, der Schweiz, Griechenland, Russland, USA, Kanada, Australien und China. Zwar stammte mehr als die Hälfte der Teilnehmer aus Österreich, wo die Veranstalter der ISBM ihren Tätigkeitsschwerpunkt haben, eine zunehmende Internationalisierung der ISBM lässt sich jedoch gut feststellen.
 
Erfreulich ist, dass sich bei der Teilnehmerzusammensetzung eine ausgewogene Mischung aus „Wiederholern“ und „Neuen“ ergab, wobei die „Neuen“ mit 47,5% ca. die Hälfte des Teilnehmerkreises stellten. Dies zeigt zum einen, dass sich die Zufriedenheit mit der ISBM der Jahre 2004, 2006 und 2008 in einer neuerlichen Anmeldung wiederfand und dass es darüberhinaus gut gelang, neue InteressentInnen zu überzeugen. 25,4% hatten bereits einmal zuvor teilgenommen, 13,6% hatten an zwei der vorhergehenden Veranstaltungen teilgenommen. Und ebenfalls 13,6% waren auf jeder der vier bisher stattgefundenen Durchgänge der International Summer School on Business Mediation.
 
An der 4th International Summer School on Business Mediation nahmen – ähnlich wie bei der dritten Druchführung – etwas mehr Frauen (52,5%) als Männer (47,5%) teil.
 
2.2.2. Die Rücklauf-Struktur der Befragung
 
Der Evaluierungsfragebogen wurde an alle 59 TeilnehmerInnen versandt, davon wurden 24 Fragebögen retourniert. Diese – als hoch einzustufende – Rücklaufquote betrug damit 40,7%, was etwas geringer als im Vorjahr ausfiel (50,8%). Hier ist festzuhalten, dass die immer noch hohe Rücklaufquote als ein Hinweis auf Interesse und Identifikation mit der Veranstaltung gesehen werden darf. Der Großteil der RespondentInnen gibt an, aus dem Veranstaltungsland Österreich zu kommen (66,7%) und spiegelt somit die Verteilung der GesamtteilnehmerInnen wider. Daneben antworteten 3 TeilnehmerInnen aus Deutschland (12,5%), 3 TeilnehmerInnen aus den USA (12,5%) und je 1 TeilnehmerIn aus der Schweiz (4,2%) und aus Australien (4,2%).
 
Die Streuung der Quellberufe der RespondentInnen zeigt gegenüber 2008, 2006 und 2004 eine größere Bandbreite und andere Gewichtung. Den größten Anteil stellten 2010 JuristInnen, RechtsanwältInnen und NotarInnen (33,3%), gefolgt von den ArchitektInnen und Bauingenieuren (20,8%) und den ManagerInnen und UnternehmerInnen (16,7%). Dann folgt die Gruppe der SteuerberaterInnen, WirtschaftsprüferInnen und Wirtschaftstreu-händerInnen (12,5%) und die UnternehmensberaterInnen und TrainerInnen (8,3%). BerufsvertreterInnen aus dem psychosozialen bzw. pädagogischen Bereich (4,2%), dem Bank und Finanzbereich (4,2%) runden das Bild ab. 2008 überwog bei den RespondentInnen die Gruppe der SteuerberaterInnen, WirtschaftsprüferInnen und Wirtschaftstreuhän-derInnen, gefolgt von den UnternehmensberaterInnen und TrainerInnen sowie den JuristInnen. 2006 überwogen ArchitektInnen und Zivilingenieure, gefolgt von JuristInnen, WirtschaftstreuhänderInnen und Personen aus psychosozialen bzw. pädagogischen Berufen.
 
 
3. Evaluierung des Veranstaltungsprogramms
 
Format und Inhalt des Veranstaltungsprogramms orientierten sich am ISBM-Generalthema Crossing Borders. Hier wurde ein thematischer Spannungsbogen eröffnet, der den Zugang zum Thema „Grenzen“ aus unterschiedlichen Disziplinen, Schulen und Denkrichtungen, – Hypnotherapie, Neurobiologie, Zürcher Ressourcenmodell, systemische Therapie, Philo-sophie, Musik, Buddhismus und die Praxiserfahrungen mit Wirtschaftsmediationen bei grenzüberschreitenden Konflikten – abbildete. Kulturelle Dimensionen der Wirtschafts-mediation in Organisationen wie „Cultural Islands“ (Sub-Kulturen in Unternehmen n. Edgar Schein), nationale und regionale Kulturen wurden integriert, ebenso wie die Fähigkeit sich in und zwischen unterschiedlichen Kulturen zu bewegen. Daneben stand der persönliche Umgang mit Grenzen ebenso im Mittelpunkt (Wie konstruiere ich meine Grenzen? Wie setze ich Grenzen? Wie überwinde ich eigene Grenzen?) wie Grenzen in Beziehungen – zwischen Personen, Gruppen, Unternehmen, Ethnien und Staaten.
Ein Merkmal der Programmstruktur war wie jedes Jahr die bewusste Gestaltung von gemein-samen Erlebnissen, die Impulse für die Vernetzung und den Erfahrungsaustausch boten. Hierfür wurden neben den gemeinsamen Mittag- und Abendessen verschiedenste Programmpunkte integriert. So führten die TeilnehmerInnen in einer Abend­veranstaltung eine angeleitete Tanz-Choreographie aus. Eine abendliche Wanderung im Nationalpark Gesäuse mit einem Tagesausklang auf einer Almhütte stand ebenso auf dem Programm wie ein Klavierabend. Das Veranstaltungsprogramm ist auf der Homepage der International Summer School on Business Mediation (www.isbm.at) nachzulesen.
 
3.1. Positives Feedback auf das Programm
 
Nachfolgend werden die positiven Rückmeldungen der RespondentInnen zu den Programm­-Elementen angeführt.
 
Die Gesamt-Konzeption und der Aufbau der ISBM 2010, das Abwechslungsreiche und Reichhaltige, die Vielfalt an Sichtweisen und die Tiefe der Beiträge, die dennoch den Roten Faden des Themas erkennen ließen, finden sich in den Rückspiegelungen der TeilnehmerInnen positiv erwähnt wieder. Im Feedback besonders hervorgehoben werden die Internationalität, das Eingehen auf interkulturelle Aspekte, und die Aufnahme der Themen Neurobiologie und „Kommunikation“ in das Programm.
 
Neben dem Generalthema wird vor allem das Interaktive in der Programmgestaltung mit Plenarveranstaltungen und Workshops, die durch unterschiedliche Settings dazu motivierten sich aktiv einzubringen, mit immer wieder neuen TeilnehmerInnen in Kontakt zu kommen und informelles Lernen ermöglichten.
 
Es zeigt sich auch diesmal, dass das Rahmenprogramm als besonderes Element der ISBM geschätzt wird. Der Einstieg in die Woche, weil er gut auf das Thema einstimmte und Gedankenanstöße gab, die geistigen und körperlichen „Fit-Macher“, das Abendprogramm und vor allem die Wanderung in den Nationalpark Gesäuse werden als etwas Besonderes und Wohltuendes erwähnt.
 
In den retournierten Fragebögen ist gut erkennbar, wie hoch der Stellenwert des Mit-einander-in-Kontakt-Kommens, des Dialogs und Netzwerkens für die TeilnehmerInnen ist und auch der starke Wunsch noch mehr Zeit dafür zur Verfügung zu bekommen.
 
3.2. Kritisches Feedback auf das Programm
 
Teile des Programms werden vereinzelt auch kritisiert, so erhielt der Programmpunkt „Kulturdetektive“ aus Sicht einzelner RespondentInnen zu wenig Zeit, um in Ruhe darüber nachzudenken. Für den Tanz am Dienstag Abend („Heart Beat“) sei nicht ausreichend Information im Vorfeld bereitgestellt worden, damit sich die Teilnehmenden adäquat darauf hätten vorbereiten können. Auch war für einzelne TeilnehmerInnen die Arbeitsdichte insgesamt zu hoch – Zeit zu Beginn, um anzu-kommen und das vorbereitete Setting zu „erfahren“, etwas mehr Entspannungsphasen, die in das Programm integriert werden könnten, werden angeregt.
 
Workshops und ReferentInnen werden in den Fragebögen vereinzelt auch kritisch betrachtet. Die Kritik bezieht sich dabei auf das Zu-kurz-Kommen von Hintergrund-informationen und von „technischen Aspekten“ in einem konkreten Mediationsfall. Auch die Workshop-Gestaltung („Frontalvortrag“), Aspekte der Präsentation und Visualisierung werden angeführt. Vereinzelt wird angemerkt, dass wegen fehlender Sprachkenntnisse nicht alle Workshops, die von Interesse waren, besucht werden konnten. Zur Programmierung wird auch angeregt, bei besonders gefragten ReferentInnen nur noch einen Workshop parallel anzusetzen.
 
Das Abendprogramm mit Empfang, die gemeinsamen Tanz-Choreographie „Heart Beat“ am Dienstag Abend und der Klavierabend am Donnerstag Abend stoßen in den Fragebögen nur auf geteilte Zustimmung. So wird die Inszenierung am Dienstag Abend vereinzelt als nicht stimmig empfunden. Der Donnerstag Abend mit gemeinsamem Abendessen, Klavierabend und anschließendem Tanz wurde als „sehr dicht“ erlebt.
 
Kritisches Feedback gibt es vor allem auch auf die Halbtage „International Mediation Meets International Construction“ und „International Mediation Meets International Banking“. Hier zeigt sich eine Polarisierung zwischen jenen TeilnehmerInnen, die kein oder nur wenig Branchenwissen/-interesse und jenen TeilnehmerInnen, die viel oder auch sehr viel Branchenwissen mitbrachten.
 
 
4. Evaluierung zum Thema „Crossing Borders“
 
Die RespondentInnen gaben an, dass bei ihnen durch das Thema der Veranstaltung folgende Ideen ausgelöst wurden:
 
Bewusstsein für und Reflexion des Themas allgemein und für das Vorhandensein von inneren Grenzen im Besonderen. Unbewusst gezogene Grenzen können besser wahr-genommen werden. Gemeinsamkeiten in der Grenzziehung über kulturelle Unter-schiede hinweg werden gesehen. Grenzziehung als Sicherheitskonzept zu verstehen.
 
Lust an der Annäherung an Grenzen, Grenzerweiterung und Grenzüberschreitung. Die Erweiterung der eigenen Grenzen und Festlegung neuer Ziele, sich Fragen zu der Überwindung von Grenzen stellen. Auf Lösungen, statt auf Probleme zu fokussieren.
 
Die Situation in anderen Ländern sehen – wie bspw. in China oder in Russland. Kulturelle Wurzeln besser verstehen.
 
Überwindung von Vorurteilen. Unterschiede und daraus entstehende bereichernde Möglichkeiten, insbesondere Verknüpfungsmöglichkeiten im Umfeld entdecken. Das Thema Ausgrenzung und Mediation weiter verfolgen.
 
„Grenzüberschreitend“ Mediation mit neuen Anwendungsfeldern zu verknüpfen wie bspw. in der Vermittlung zwischen BürgerInnen und der Regierung, aber auch in der Kunst. Interesse für Mediation im Bau- und im Migrationsbereich wurde entwickelt. Die Idee, in der Firmengruppe andere Länder für das Thema Mediation zu gewinnen.
 
Interesse für neue Themen, wie „Shared Intention“ und Mimosonanz.
 
Für die eigene praktische Mediationstätigkeit konnten aus der Veranstaltung Erkennt-nisse und Vertiefung, Motivation, Inspiration, inneres Feuer und Gelassenheit im Prozess mitgenommen werden. Zudem „Sich selbst neu erfahren“, der eigenen Intuition vertrauen, mehr auf die innere Stimme zu hören und eigene Gefühle zulassen; Ergebnisoffenheit praktizieren, andere Perspektiven zulassen, verlangsamen, zuhören und nachfragen; Offenheit mitnehmen, um sich mehr auf intuitive Prozesse einzulassen und körperliche Signale zu beachten; Sich auf die KlientInnen einstimmen; Emotionen und Ressourcen stärker einbeziehen, Gefühle als Signale für Bedürfnisse und Interessen sehen; eine Vielfalt an Möglichkeiten erkennen, um an andere Menschen anzuknüpfen; ein Bewusstsein für Grenzen und die Möglichkeit, Grenzen anzusprechen, zu klären und zu ziehen. Gleichzeitig die Grenzen der Mediation nicht zu eng stecken und die Vor- und Nachteile, wenn Grenzen bewusst übertreten werden, erkennen. Es wurden Einsichten in die Natur von Konflikten und von Hindernissen (in der Konfliktbearbeitung) gewonnen. Die Macht von Raum und Zeit wurde erkannt, um andere Blickwinkel auf einen Konflikt und dessen Bearbeitung zu entwickeln. Noch mehr auf kulturelle Unterschiede zu fokussieren und den kulturellen Hintergrund der Medianden einzubeziehen und das Verständnis für kulturelle Unterschiede bei der Suche nach Interessen zu nutzen. Daneben konnte eine Sichtweise auf Grundbedürfnisse entstehen, die trotz unterschiedlicher Kulturen ähnlich sind.
 
Anregungen für die sonstige berufliche Tätigkeit bestanden in einer grundsätzlichen Aufmerksamkeit auf die Thematik und das Nutzen neurowissenschaftlicher Erkenntnissen im Besonderen. Im Kennenlernen neuer Perspektiven und vieler „interessanter“ Personen, allgemein wurden Verbindungen geschaffen. Weiters in der Fähigkeit zur Begeisterung als wichtiges Element der Veränderung, Verbundenheit und Wachstum als Grundbedürfnisse zu sehen. Noch mehr Offenheit, Achtsamkeit, Wertschätzung und Verlangsamen und mehr Verständnis für die Grenzen anderer zu praktizieren. Zudem allgemein mediative Fähigkeiten und Kompetenzen im Quellberuf zu nutzen, weiterzugehen und zu vertiefen. Konkret darin, mediative Gesprächsführung zu nutzen und sich selbst danach zu fragen, ob andere Perspektiven zugelassen werden. Die mediative Haltung in Projekte einzubringen wird nach der Veranstaltung angepeilt. Den Mut aufzubringen, sich auf Neues einzulassen, selbst wenn es anfangs unkonventionell erscheint. Sich an einer Wertekultur ohne Abwertungen ausrichten und dadurch Vorbildwirkung erzielen. Neurobiologische Grundlagen der Motivation können ebenso in die sonstige berufliche Tätigkeit integriert werden, wie eine Aufmerksamkeit auf Ausgrenzung von MitarbeiterInnen (Mobbing).
 
 
5. Vernetzung zwischen den MediatorInnen
 
Die Professionsentwicklung der WirtschaftsmediatorInnen ist ein wichtiges Ziel der ISBM und wird im Programm eigens berücksichtigt. Dafür ist es unter anderem entscheidend, wie sich Media­torInnen miteinander vernetzen und wie es gelingt, den Wissens- und Erfahrungs­austausch zu organisieren. In der Evaluierung zeigt sich, dass die Mehrheit der Befragten mit den Vernetzungs­möglichkeiten während der ISBM 2010 „völlig zufrieden“ bzw. „vorwiegend zufrieden“ ist.
 
Als hilfreich für die Vernetzung wird vor allem die (offene) Haltung der teilnehmenden MediatorInnen gesehen. Neben den Plenarveranstaltungen und Workshops, wird das „Dazwischen“ der Kaffeepausen, Mittagspausen und gemeinsamen Mahlzeiten, erwähnt. Einige TeilnehmerInnen finden besonders Settings mit kleineren Gruppengrößen, andere einzelne Programmpunkte wie die „Kulturdetektive“ und das „Kaleidoskop“ hilfreich. Von mehreren TeilnehmerInnen explizit angeführt werden die Wanderung im Nationalpark sowie die gemeinsamen Abendessen, die intensive Vernetzung ermöglichten. Die Halbtage „International Mediation Meets International Construction“ und „International Mediation Meets International Banking“ finden in dieser Hinsicht ebenfalls Erwähnung. Auch organisatorische Unterstützung wird als hilfreich für die Vernetzung wahrgenommen – die Teilnehmerliste auf der Member Area auf www.isbm.at, die Visa-„Galerie“ mit Feedback-Möglichkeit („Mich hat an Dir beeindruckt …“). Und nicht zuletzt trug eine Unterbringung im gleichen Hotel / in der gleichen Pension zur Vernetzung bei.
 
Darüberhinaus wünschen sich viele TeilnehmerInnen noch mehr Zeit für den informellen Austausch. Eine TeilnehmerIn wünscht sich, die Reflexion, die im informellen Austausch stattfindet, ebenfalls in das Plenum einbringen zu können. Der Punkt Vernetzung könnte aus Sicht einer anderen TeilnehmerIn Fixbestandteil des Programms werden, z.B. in Form von Fixpunkten in allen Workshops oder weiterhin in Form von Aufgabenstellungen, für die die Teilnehmenden zusammenarbeiten müssen.
Das Feedback auf die Veranstaltungsorganisation ist sehr gut („perfekt“, „hat mich zutiefst beeindruckt“). Besonders lobend werden in vielen Rücklaufbögen der Veranstaltungsort Admont und die Schule (der „gepflegte Zustand“, „angenehm und funktionell“, „schöner Ver-anstaltungsort“) erwähnt, die als bestens geeignet eingestuft wird. Der Internetraum in der Schule findet ebenfalls besondere Erwähnung. Von einigen TeilnehmerInnen wird die Durchführung von Teilen der Veranstaltung in einem Zelt gelobt („hervorragende Idee“).
Verbesserungsvorschläge in Bezug auf die Veranstaltungsorganisation beziehen sich auf die zeitliche Positionierung in den Ferienzeiten vieler Länder (Österreich, Schweiz). Bei den Räumlichkeiten gibt es ebenfalls Rückmeldungen zum Zelt, das als bei Hitze, Sturm und Regen weniger geeignet eingestuft wird. Angeregt wird daher, dieses regengeschützt aufzustellen bzw. auszurichten. Auch wurde die Lichtabdichtung des Zeltes für Beamer-Projektionen als nicht ausreichend befunden. In Bezug auf einige Räume im Schulgebäude wird eine zu hohe Raumtemperatur konstatiert.

 
6. Gesamtbewertung

Die Gesamtbeurteilung der 4th International Summer School on Business Mediation stellt der Veranstaltung ein exzellentes Zeugnis aus. Die Bewertungen verteilen sich auf die Werte „Ausgezeichnet“ (79,2%) und „Sehr gut“ (16,7%) [In einem der retournierten Fragebögen fand sich aufgrund eines technischen Übertragungsproblems keine Angabe zur Gesamtnote.] Damit wird die ISBM 2010 noch besser als die ISBM 2008 bewertet (63,6% „Ausgezeichnet“, 33,3% „Gut“).

Motiviert sich einzubringen wurden die TeilnehmerInnen durch das Konzept der ISBM, das Generalthema, durch neue Aspekte des Themas und das breite Programm. Das gute, offene Klima, das von Anfang an herrschte, die Dynamik und offene Dialog- und Arbeits-Atmosphäre trugen ebenso dazu bei wie die persönliche Note der Veranstalter und ReferentInnen. Das Interesse der TeilnehmerInnen aneinander, ihre Begeisterung und die Internationalität motivierten zusätzlich. Die Teilnehmenden wurden auch durch eine persönliche Betroffenheit, durch den Wunsch, mehr über sich und andere zu erfahren, durch die eigene Neugier und durch den Wunsch Kenntnisse zu vertiefen, angespornt sich einzu-bringen. Nicht zuletzt motivierten die Qualität der Workshops und ReferentInnen, durch „alles was erlebbar wurde“, interaktive Lernmethoden und durch den Gedankenaustausch in den Settings der „Gesprächsnester“ im Rahmen der Plena, durch praktische Demonstrationen und Rollenspiele, und schließlich durch die Entwicklung einer „Community of Learning“.
 
Generell wünschen sich die TeilnehmerInnen mehr freie Zeit, z.B. für einen nicht-gelenkten Austausch zum Reflektieren und für Nachbesprechungen. Das Thema Macht und Ohnmacht hat aus Sicht einer/eines TeilnehmerIn gefehlt. Der „Branchenmix“ der Halbtage „International Mediation meets International Construction“ und „International Mediation meets International Banking“ könnte aus Sicht einer/eines TeilnehmerIn von zwei auf drei erhöht werden. Ein/e TeilnehmerIn hätte sich eine Wiederholung von Inter-ventionstechniken und Fragetechniken als Auffrischung des in der Mediationsausbildung Gelernten gewünscht. Ein/e TeilnehmerIn regt an, einen Partner-Beitrag einzuheben, um es begleitenden Partnern bzw. Familienmitgliedern zu ermöglichen, an den Abendevents teilzunehmen.
 
Sonstige Rückmeldungen beziehen sich auf die Teilnehmerzahl, die als gerade passend bezeichnet wird. Die flexible Belegungsmöglichkeit der Workshops wird als vorteilhaft herausgestrichen. Es wird angeführt, dass Bekanntes und „Liebgewonnenes“ zusammen mit dem Unbekannten und „zu Erforschendem“ sehr belebend wirkt. Einige der RespontenInnen sind von der Internationalität beeindruckt und begeistert, die Vernetzung mit anderen Kulturen im Rahmen der ISBM wird als außerordentlich befruchtend empfunden. Die Vorbereitung auf den internationalen Charakter der Veranstaltung bei ReferentInnen und Teilnehmenden wird sehr positiv gesehen. Als sehr gut wird beurteilt, den Abschluss im Kreis der MediatorInnen zu verbringen, die die ganze Woche dabei waren. Das Rahmenprogramm, wie bspw. das Massageangebot, wird unter dieser Rubrik des Fragebogens nochmal lobend erwähnt. Die Vorstellung der MitarbeiterInnen wird hier als wichtig hervorgehoben, weil durch Applaus Danke gesagt werden konnte. Auch ein eigener Programmpunkt mit der Gemeinde und der Bevölkerung von Admont wird angeregt.
 
Die meisten RespondentInnen geben an, dass ihnen nichts gefehlt hat, viele sagen zudem, dass sie sehr beeindruckt von der „Vielfalt und Qualität des Programms“ waren. Aussagen wie „eine sehr gelungene Veranstaltung“, „[i]m übrigen kann ich mir nichts besser vorstellen“ und „this is a quality experience which surprises, delights and enriches one’s sense of how one can continue to learn and grow …“ seien hier stellvertretend angeführt.
 
Der Evaluierungsbericht der 4th International Summer School on Business Mediation steht Ihnen hier auch als pdf-Dokument zur Verfügung.